Schon beim Reinhören in den ersten Song drängen sich Fragen auf: Wer ist eigentlich Vanesa Harbek? Spielt sie diese unpackbar spannenden Gitarrenparts tatsächlich selbst? Und warum hat man bislang noch nichts von ihr gehört?
Den Titel “Argentinian Blues Queen” trägt sie nicht von ungefähr und nach Erfolgen in ihrer Heimat hat Vanesa vor fünf Jahren ihren Lebensmittelpunkt nach Berlin verlegt um in Europa Fuss zu fassen, auch weil das Musikbusiness in ihrer Heimat unvermindert männlich dominiert ist.
Doch sie auf dieses eine Genre zu reduzieren wird der 43-jährigen Multiinstrumentalistin bei weitem nicht gerecht, auf “Visiones” verquickt sie auf unnachahmliche Weise Blues Rock mit lateinamerikanischen Rhythmen und einer gehörigen Portion Soul, ihr Faible für den Tango stellt sie mit einer fulminanten Version von Astor Piazolla’s “Vuelvo Al Sur” – übrigens die einzige Fremdkomposition auf dem Longplayer – eindrucksvoll unter Beweis.
Der eingangs erwähnte Opener “Positive Way” und “It’s Crazy” machten als Vorab-Singles mit coolem Latin-Groove, einer mitreißenden Gesangsperformance und Vanessa's in allen Belangen an Carlos Santana gemahnenden Gitarrenparts so richtig Stimmung, auch zu weiteren englisch intonierten Titeln wie “Hell In Paradise” oder “Trying” möchte man impulsiv das Tanzbein schwingen, bei in ihrer Muttersprache gehaltenen Liedern wie “Muriendo Un Poco Cada Dia” und “Noches De Soledad” lässt sich die tief in der lateinamerikanischen Kultur verwurzelte Tristesse erahnen.
Produziert und überzeugend inszeniert wurde dieses exquisite Teil von Bass-Professor Martin Engelien, der der Lady mit Thomas Hufschmidt (keys), Berni Bovens (dr) und dem Vorzeige-Perkussionisten Pitti Hecht kompetente musikalische Begleitung angedeihen ließ.
Volle Punkte, keine Frage!