Es tut weh dieses Album zu hören. Verdammt weh sogar. Mit der Qualität des Songmaterials hat das überhaupt nichts zu tun, sondern liegt einzig am emotionalen Zustand in den man als langjähriger Fan des Sängers versetzt wird, wenn man sich "Shadow Work“ zu Gemüte führt.
Das auf Grund seines plötzlichen, unerwarteten und tragischen Todes nicht mehr fertig gestellte Werk wirkt in der nun posthum veröffentlichten Fassung aber dennoch keineswegs wie loses Stückwerk. Schließlich wurde die Scheibe von den brasilianischen Musikern, mit denen Warrel bis zu seinem Tod in São Paulo arbeitete, knapp zehn Monate später mit viel Fingerspitzengefühl finalisiert, weshalb zu keiner Sekunde der Verdacht von "Leichenfledderei“ aufkommt. Allein die akribische und kompetente Arbeit der beiden Gitarristen Johnny Moraes und Thiago Oliveira und der Rhythmus-Fraktion Fabio Carito (B) und Marcus Dotta (D) nötigt einem deshalb Riesenrespekt ab. Noch mehr aber das Ergebnis, denn "Shadow Work“ ist ein in der Tat würdevolles Abschiedswerk geworden.
An sich vorgesehen als Solo-Album mit einer Laufzeit von 80 Minuten, haben sich die Musiker dazu entschlossen jene Songs auf Tonträger zu veröffentlichen, die Warrel während der Vorproduktion bereits eingesungen hatte. Die schlussendlich auf "Shadow Work“ zu hörenden acht Tracks leben logischerweise von seiner typischen Vortragsweise, sind aber zugleich von immensem Abwechslungsreichtum geprägt. Neben brachialen Power-Grananten im frühen NEVERMORE-Stil ('Madame Satan‘, 'Disconnection System‘) gibt es mit 'As Fast As The Others‘ auch eher geradliniges, hymnisches Material wie man es zuletzt von SANCTUARY zu hören bekommen hat, zu vernehmen. Ebenso melancholisch-balladeskes wie 'Rain‘, ein fein umgesetztes Cover von THE CURE‘s 'The Hanging Garden‘ und als mehr als nur berührenden Abschluss, das von überaus persönlichen Lyrics geprägte, knapp zehn minütige Gänsehaut-Epos 'Mother Is The Word For God’.
Danke für die Musik, Warrel. Ruhe in Frieden. - You are forever, I still wonder where you are