Willie beginnt sein neues Album mit einer Ode an alte, ausgedienten Pferde, vor dem Schlachthof bewahrt um den Lebensabend auf grünen Weiden zu verbringen. Und das sind nicht nur simple Lyrics, das tut der Mann tatsächlich, er hat rund 70 Rössern auf seiner Farm ein Zuhause gegeben. Schon dafür muss man den 86-jährigen ins Herz schließen und der Opener und Titelsong "Ride Me Back Home", von seinem Nachbarn Sonny Throckmorton zusammen mit dessen Gattin geschrieben, verströmt zärtliche, bitter-süße Gefühle, die zu Herzen gehen.
Dieses Stimmungsbild setzt sich auf diesem herzlichen und immens unterhaltsamen Album fort, der Fokus liegt auf vorrangig akustischer, sparsamer Instrumentierung und entspanntem Tempo. Es gibt zwar nur drei neue Songs, die Willie mit seinem langjährigen Co-Writer Buddy Cannon aus der Taufe gehoben hat - die beiden haben 13 Alben gemeinsam gemacht und "Ride Me Back Home" ist nach "God's ProblemChild" und "Last Man Standing" das Finale einer Trilogie, die sich mit dem Altern und der Vergänglichkeit auseinandersetzt. "Time is my friend, the more I reject it, the more that it kicks in..." singt Willie Nelson auf "Come On Time", "The Seven Year Itch" behandelt ein uraltes Thema und "One More Song To Write" ist die abgeklärte To Do-Liste eines Oldtimers.
Abseits davon gibt es hier mit "Picture of You" und "Immigrant Eyes" zwei formidable Guy Clark-Covers, wobei letzteres in Anbetracht der aktuellen politischen Situation in den USA wieder an Bedeutung gewinnt. Mit "Stay Away From Lonely Places" revitalisert Willie eine großartige Eigenkomposition aus den 70ern, Billy Joel's "Just The Way You Are" mag zwar schon etwas abgedroschen sein, die hier dargebotene Interpretation ist jedoch definitv eine Klasse für sich.
Es zu hoffen, dass Willie Nelson uns auch noch mit weiteren großartigen Alben beschenken wird. Und dass die Pferde glücklich auf der Weide grasen.