WRATH Children Of The Wicked – The Early Years

Cherry Red Records

Das Frühwerk der Chicago-Thrasher in kompakter Form

 

Bands mit dem Namen WRATH gab bzw. gibt es wie Sand am Meer. Zu den wohl dienstältesten und bekanntesten zählt jene Formation aus Chicago, die sich dem Thrash Metal verschrieben hat. Die Truppe existierte schon in den frühen 80ern, gab jedoch nach zig Umbesetzungen und diversen anderen businesstechnischen Komplikationen 1995 ihre Auflösung bekannt. Diese jedoch war nur von kurzer Dauer, denn seit dem Millenniumswechsel hat sich wieder ein Line-Up zusammengetan, und dieses hat zuletzt 2018 mit dem formidablen Album „Rage“ auf sich aufmerksam gemacht. Der Durchbruch ist der Formation zwar auch damit verwehrt geblieben, die Veröffentlichungen des Fünfers sind es aber allesamt wert, gehört zu werden.

Wem das Frühwerk bislang unbekannt ist, hat ab sofort die Möglichkeit das nachzuholen, denn unter dem Titel „Children Of The Wicked – The Early Years“ haben Cherry Red Records die ersten drei Scheibe in einer Box zusammengefasst. Insgesamt gibt es jene 29 Songs zu hören, die auf den ersten drei LPs „Fit Of Anger” (1986), „Nothing To Fear“ (1987) und „Insane Society“ (1990) verewigt waren.

Schade zwar, dass man keinerlei Bonus-Material aus irgendwelchen Archiven hinzugefügt hat, da aber anzunehmen ist, dass die Original-Scheiben nicht mehr ganz so einfach zu finden sind, lohnt sich der Erwerb definitiv.

Stilistisch ging es auf den ersten beiden Alben ein zwar noch ein wenig deftiger zur Sache, der Thrash der Illinois-Formation tendierte aber schon zu jener Zeit ins Progressive. Klangtechnisch wusste vor allem das von Ronnie Montrose produzierte zweite Album aus dem Jahr 1987 zu gefallen. Die ausklingenden 80er gelten generell als die erfolgreichste Phase der Truppe, die in dieser Zeit mit Größen wie OVERKILL oder DANZIG auf Tour gehen durfte.

Doch schon zu Beginn der 90er war es wieder vorbei mit jeglichen Ansätzen von „kommerziellen“ Erfolgen. Und dass, obwohl der Titelsong des dritten Albums sogar in der legendären Show „Headbangers Ball“ vorgestellt wurde. Doch nicht jede Band, die auf MTV vorgestellt wurde, konnte in Folge groß werden. Bei WRATH kam es zuvor gar zu einer Zäsur, denn Sänger Gary Golwitzer war kurz davor schon Geschichte. Sein Nachfolger Kurt Greyson wurde aber offenbar rasch gefunden, und der gab auch keine schlechte Figur am Mikro ab. Allerdings veränderte sich mit ihm das Klangbild doch einigermaßen. Die Band war anno 1990 nämlich deutlich experimentierfreudiger als zuvor unterwegs, und hatte sich vom technisch anspruchsvollen, aber dennoch direkten Thrash Metal ein Stück weit entfernt.

Als schwaches Album ist „Insane Society“ zwar dennoch nicht zu betrachten, eine Umbenennung der Formation wäre - retrospektiv betrachtet – aber wohl zielführender gewesen. Aber egal, als hörenswert ist auch diese Scheibe zu bezeichnen.

Die aktuelle Neuauflage verdient übrigens darüber hinaus auch das Vokabel „sehenswert“, denn neben Liner-Notes des US-Musikjournalisten Kevin Stewart-Panko und exklusiven Interviews mit diversen Bandmitgliedern, enthält das Booklet auch jede Menge rares Fotomaterial.

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