Nach bald 55 Jahren im Business hätten es sich die Herren rund um das inzwischen dienstälteste Bandmitglied Steve Howe längst verdient in den Ruhestand zu treten. Doch der mittlerweile fast 75 (!)-jährige Gitarrist und Produzent des Unternehmens, der seit 1970 seine Finger im Spiel (und an den Saiten) hat, sieht keinen Grund die Bühne zu verlassen.
Warum auch? Solange er und seine Mitstreiter Alan White (D), Geoff Downes (K), Jon Davison (V) und Billy Sherwood (B, V) dermaßen inspiriert ans Werk gehen, ist das nur allzu gut nachzuvollziehen. Allein das eröffnende ‘The Ice Bridge’ erübrigt sämtliche Fragen. Diese, vom Text überaus kritisch zum Thema Klimawandel angelegte Suite lässt - ebenso wie das einmal mehr grandiose Artwork von Roger Dean, das zum Glück für alle Sammler, auch eine Doppel-Vinyl-Ausgabe zieren darf - durchaus an diverse 70er-Werke der Formation denken.
Zwar scheint es die Formation darauf nicht unbedingt angelegt zu haben. Denn lediglich das mit einem feinen Orchesterarrangement ausgestattete 'Dare To Know', und das knapp mehr als acht Minuten dauernde, von Steve Howe komponierte 'Leave Well Alone' tendieren ebenso in diese Richtung. Ansonsten geht man es zumeist doch wesentlich ruhiger und bisweilen auch balladesker, vor allem aber weniger verschachtelt an.
Nicht zuletzt deshalb bietet "The Quest" auch gehörigen Abwechslungsreichtum. So kommen durch Tracks wie 'Future Memoires' oder 'A Living Island' eben die Anhänger der eher "kommerzieller" ausgeführten YES-Alben aus den späten 80ern und 90ern verstärkt auf ihre Rechnung. Und selbst jene Klientel, die den letzten Solo-Alben von Billy Sherwood zugetan ist, dürfte auf "The Quest" fündig werden. Die vom singenden Bassisten komponierten 'Minus The Man' und 'The Western Edge' wären nämlich auch auf einem der beiden "Citizen"-Scheibletten gut aufgehoben gewesen.
Kurzum, solange YES in dieser Form aktiv sind, dürfen die Pensionsanträge gerne noch einige Zeit unter Verschluss bleiben!